Humperdinck: Hänsel und Gretel

 

Vereint gegen die Knusperhexe

MUSIKPROJEKT Die Rheinische Kammeroper führt mit Kindern der Grundschule Im Steinfeld "Hänsel und Gretel" auf

VON JAN STING, Quelle: Leverkusener Anzeiger vom 12.12.2012

Engelbert Humperdinck wusste offenbar, was Kinder mögen: Beschwingt, aber auch spannend, schaurig, deftig, melodiös und ungemein eingängig ist seine Märchenoper "Hänsel und Gretel". Der Mitarbeiter Richard Wagners schrieb der Knusperhexe (Daniela Kwiocek) schon fast so etwas wie ein Hojotoho, einen Wagnerianischen Schlachtruf, zu. Und Hänsel (Franziska Hösli) wird im Mezzosopran von einer Frau gesungen, was Kinder aber nicht unbedingt zu bemerken brauchen.

Doch wenn es einsam wird im Wald, dann sind sie ganz nahe bei ihm und seiner Schwester Gretel (Maria Klier). Das Stück geschwisterlichen Zusammenhalts reißt mit - egal, ob es in der Spätromantik zur Entstehungszeit der Oper um 1890 ist, oder bei der Aufführung in der Bundeshalle Bürrig Ende 2012. Dort war gestern die Begeisterung nicht zu überhören, als die Rheinische Kammeroper mit den Kindern der Gemeinschaftsgrundschule Im Steinfeld in Aktion trat.

Text futsch

Die Gesangssolisten und der Pianist (Johannes Witt) hatten ihren Part souverän im Repertoire und Holger Klän, freier Schauspielpädagoge, hatte mit den Kindern seit Oktober kleine Szenen einstudiert. Er ist sich sicher, dass das Projekt den Kindern viel gebracht hat. Zum Beispiel Stimmbildung und Bühnenpräsenz: Auch wenn bei der Aufführung ein Text futsch war und eine schüchterne Sprecherin nicht verstanden wurde - das Erlebnis, dabei gewesen zu sein, wird wohl kein Kind vergessen. Und hier ist der Rheinischen Kammeroper ein dickes Kompliment zu machen. Auf hohem künstlerischen Niveau und mit aussagekräftigen Inszenierungen möchte die Rheinische Kammeroper aus Köln junge Menschen für die klassische Musik begeistern. Die Künstler sind zur Vor- und Nachbereitung einer Produktion auch an Schulen zu Gast, um Kinder an die jeweilige Thematik und die Musik heranzuführen. Es sind fantastische Musiker und sie setzen mit der Märchenoper da an, wo sie dringend gebraucht wird: bei den Kindern. Sie lassen löchrige Socken tanzen, die Hexe singt Krokodilstränen in Koloratur, und an keiner Stelle wirkt die Klassik langweilig oder nicht kindgerecht. Ein stürmisch geforderte Zugabe gibt es dann auch - mit Tanz für alle. Christina Spermann, Filialleiterin der Opladener Spardabank setzte sich für die Finanzierung ein und gab 1800 Euro an den Förderverein der Schule. "Gerade solche Projekte sind für die Kinder besonders wertvoll", sagt Spermann.

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