Die Hamburger Liedermacherin Anna Depenbusch erobert im Scala die Herzen des Publikums
VON JAN STING, Quelle: Leverkusener Anzeiger vom 10.11.2017
Anna Depenbusch feilt gern am Image anstrengender Frauen. Mit Wonne singt die Liedermacherin aus Hamburg, wie sie ihrem Liebsten den Porsche schrottet, ihn hintergeht, gegen seinen Willen raucht und ihn langsam aber sicher auf die Palme bringt. Dann umgarnt sie ihn wieder, ist seine Maus, seine Schnecke und von vorne geht das Spiel. Im nächsten Lied ist es ein Matrose, dessen Hemd und Herz sie haben will. Ist er untreu, wird er zum Teufel gejagt.
Kecke Texte
Im Opladener Scala eroberten Depenbusch und ihre Band die Herzen des Publikums jedenfalls im Sturm. Keck sind ihre Texte, die musikalische Bandbreite reicht vom Keyboard bis zur Ukulele. Außerdem bläst die Sängerin schon mal die Backen auf, um hinreißend zu pfeifen. Fröhlichkeit vermittelt ihr Gesang. Ihr Thema: Liebe, Liebe und noch mal Liebe in allen Facetten.
Das Schöne: Nichts wird idealisiert und bei großem Kummer und Weltschmerz möchte man sicherlich mehr von ihren Liedern hören. Mitunter hat Depenbuschs Auftritt aber auch etwas von Lachyoga. Mit breitem Grinsen verkündete sie Lustigkeit um Lustigkeit, so dass der Zuhörer innerlich schon einmal "Hilfe" schreit. Wären da nicht die stillen Titel, könnte sich die Ahnung einschleichen, dass es ein bisschen viel Klamauk ist.
"Liebe kaputt" ist so ein nachdenklicher Titel. Oder das Lied vom Schutzengel. Ein kleiner Junge aus der Nachbarschaft habe sich einmal mit dem Thema befasst. Wie funktionieren Schutzengel? Wie sind sie organisiert? Depenbusch schrieb ein Lied dazu und das dürfte Kinder wie Erwachsene anrühren.
Auftritt bei Ina Müller
Einem Auftritt bei der Fernseh-Talkerin, Kabarettistin und Sängerin Ina Müller habe sie viel zu verdanken. Das sei der Startschuss ihrer Karriere gewesen, erzählte Depenbusch. "Ich bin ihr dankbar, dass sie Musikern eine Chance gibt." Nun sei sie mit ihrer Band auf Tour, spiele nun im Rahmen der Leverkusener Jazztage. Das Publikum im Scala freute es. Viele Zuhörer schienen so, als könnten sie die Songs auswendig mitsingen.
Sei es die Haifischbar-Polka oder der Sommer aus Papier. Ungewöhnlich sind die Texte, handeln von der Elbe und von Schiffen, Astronauten und Cowboys. Als Cowboys durften die Männer im Publikum aufstehen und mitsingen. Sie taten es klaglos.