FINISSAGE Zum Abschluss dreier Architekturausstellungen herrschte in der Villa Römer noch einmal gute Stimmung
VON JAN STING, Quelle: Leverkusener Anzeiger vom 28. 1. 2014
Genossenschaftsbau, italienische Renaissance und unbekannter Modernismus - weit hatte der Opladener Geschichtsverein in der Villa Römer den Bogen in seinen drei Ausstellungen zur Architektur gespannt. Am Wochenende klangen sie aus.
Ein Gastbeitrag der polnischen Partnerstadt Ratibor zeigte unbekannten Modernismus. Als Ratibor expandierte, fanden viele Architekten dort ein Forum, neu zu planen, zum Beispiel das Observatorium für Geophysik oder die runde Herz-Jesu-Kirche.
Aleksandra Sieklicka vom Staatsarchiv in Katowice, Zweigstelle Racibórz hatte die Ausstellung konzipiert, die in den letzten Monaten in der Villa zu sehen war. Zwischen 1922 bis 1939 entstanden Wohngebäude, Wohnsiedlungen, Schulen, Kirchen, Banken und sogar eine öffentliche Badeanstalt, mit der Handschrift berühmter Architekten wie Konrad Wachsmann, Mitarbeiter von Walter Gropius, sowie Tadeusz Michejda (1895 - 1955), einem bekannten polnischen Architekten und Maler. Die Ausstellung zeigte auf Bannern die Stadtentwicklung Ratibors zu dieser Zeit.
Die Stadtentwicklung Opladens wiederum war und ist ganz eng mit dem Genossenschaftsbau des Opladener Bauvereins verbunden. Michael Gutbier, Vorsitzender des OGV, erläuterte die Siedlungsgeschichte und wies zudem auf die Besonderheit der später erworbenen Feuerwehrsiedlung hin. Auch Mieter des GBO wurden befragt und darunter waren Zeitzeugen, die seit den 20er Jahren in den Häusern wohnen - was für eine hohe Identifikation mit dem Viertel sprechen dürfte. Untermalt wurde die Finissage der Ausstellung vom Gitarrenensemble Living Guitars der Musikschule unter der Leitung von Stefan Seehausen: Tango und Banjo, Gesang und ein mitreißender Rhythmus brachten in die alte Villa gute Stimmung.
Der Kooperation mit dem Jülicher Geschichtsverein war die Schau "Alessandro Pasqualini - die italienische Renaissance am Niederrhein" zu verdanken, durch die der Vorsitzende des Jülicher Geschichtsvereins, Guido von Büren, führte. Im Anschluss gab es das Konzert des Leverkusener "Duo d'Accord" mit Martina Schultze, Flöte, und Andrea Lipstein, Gitarre, dem das Publikum mit großem Interesse zuhörte - erfuhr es doch über Renaissancemusik ganz unterschiedlicher Epochen.
Aber zurück zu Pasqualini: Der Bologneser Architekt Pasqualini (1493 bis 1559) baute in Jülich und Umgebung auch für die Grafen von Buren. Nach einem Brand in der Jülicher Innenstadt wurde er beauftragt, die im markanten Fünfeck angeordnete Stadtbefestigung im Stil der Renaissance zu planen. Finanziert wurde er von Herzog Wilhelm V. von Jülich-Kleve- Berg, der auch Wilhelm der Reiche genannt wurde. Und reich war der Fundus der Ausstellungen in der Villa Römer, die bei den Besuchern auf gute Resonanz stieß.