Stockhausen in der Sensenschmiede

 

Der Klang im Licht

 

Auftakt aus der Reihe "Grenzgänger" im Sensenhammer

Das Industriemuseum tauchten Markus Stockhausen, Tara Bouman und Mark Nauseef in eine eigene Welt aus Klang und Farbe.

VON JAN STING, Quelle: Leverkusener Anzeiger, 27.09.2004

Der Arbeitslärm sei es wohl auch gewesen, der der Sensenfabrik am Hammer zuletzt den Nachwuchs abspenstig gemacht hatte, erklärte einmal der Schmiedemeister Siegfried Seiler. Beim Blick auf die gewaltigen Hämmer kann man erahnen, welch ein Dröhnen die Halle erfüllt haben muss. Nun ist alles ein Museum. Seiler zeigt interessierten Gästen noch manchmal seine Kunst, doch meist ist nur das Plätschern des Wassers zu hören, das bei den schweren Turbinen behaglich vor sich hin gurgelt.

Schattenriss

Die Kulisse hätte für das erste Saisonkonzert der Reihe "Grenzgänger" aus dem Füllhorn der städtischen Kulturangebote also nicht besser sein können. "Moving Sounds" mit dem Trio Markus Stockhausen (Trompete), Tara Bouman (Bassetthorn) und Mark Nauseef (Percussion) das war Klang und Farbe zugleich. Denn Rolf Zavelberg gestaltete die Bühne mit atmosphärischem Licht, ließ die Interpreten mal im scharfen Schattenriss auf einer Leinwand erscheinen, dann wieder erhielten die Dinge im Raum mehr Gewicht: Maschinen, Zahnräder, Flaschenzüge und die Hämmer tauchten in kühlem Blau oder warmen Rottönen auf.

Zu einfach wäre es, wenn man sagt, die Musik hatte etwas Meditatives. Das hatte sie auch. Aber es war noch vieles mehr. Fantasiegebilde tauchten vor dem Zuhörer auf und er konnte sich wunderbar geborgen fühlen, wurde gleichsam aufgewühlt und besänftigt. Der gemeinsame Nenner der drei Musiker ist die Intuition. Komponiertes und Erfundenes wechseln miteinander ab. Und man geht aufeinander ein. Als Tara Bouman ankündigte, jetzt solo zu spielen, konnte sie letztlich nicht sagen, ob es dabei bleiben würde. Sechs kleine Stücke hatte Markus Stockhausen 2001 für sie komponiert. Darunter "Der Bär", für den das Bassetthorn geradezu ein Sprach- - oder eher - ein Brummrohr zu sein scheint. Ein Ton allein kann ungemein spannend sein.

Ein faszinierender Musiker ist auch Mark Nauseef, der zwischen Schlagzeug, Klangschalen, Gong und Triangeln hantiert wie ein Koch zwischen den Töpfen. Es gibt kein Zuviel. Vorsichtig wird jeder Ton in das Klangefüge hineingeflochten. Mit ganzem Körpereinsatz bremst Nauseef eine Schwingung, die vom Forte in ein Subitopiano wechselt. Darüber liegt die Trompete, mal gestopft, mal klar. Markus Stockhausen kann in vielen Stilen der Weltmusik erzählen, doch sind die Übergänge so fließend, die Brüche so überzeugend, dass alles als eigenes, einheitliches Erlebnis beim Zuhörer ankommt.

 

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